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Pioniergeist, Tatkraft und ganz viel Herz

Bild: Heike Lachmann

Dr. Thorsten Sieß, CTO von Johnson & Johnson MedTech | Heart Recovery, wurde im Krönungssaal des Rathauses der Aachener Ingenieurpreis 2025 verliehen.

Dieser Moment bleibt im Gedächtnis – und in den Herzen: Minutenlang applaudierten die Besucherinnen und Besucher dem neuen Aachener Ingenieurpreisträger Dr. Thorsten Sieß. Sie waren aufgestanden und zeigten eindrucksvoll ihren Respekt, ihre Anerkennung und auch ihren Dank für einen außergewöhnlichen Ingenieur, der mit „Tatkraft und Pioniergeist“, wie es Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen formulierte, „eine unglaubliche Geschichte“ geschrieben hatte. Dr. Thorsten Sieß, Alumnus der RWTH, ist der Entwickler der Impella® Herzpumpe, der kleinsten Herzpumpe der Welt und hat mit dieser Idee sein eigenes Unternehmen aufgebaut.

Heute ist er Chief Technology Officer der Firma Johnson & Johnson MedTech | Heart Recovery, die die Impella® Herzpumpe baut, vertreibt und weiterentwickelt. Und diese ist weltweit mittlerweile 400.000-mal erfolgreich eingesetzt worden, damit sich Herzen und damit Patientinnen und Patienten unter anderem nach Infarkten mit kardiologischem Schock erholen können. Ihre Wiege hat die kleine Lebensretterin in Aachen. Dafür wurde er am Samstagabend im Krönungssaal des Aachener Rathauses von Stadt Aachen und RWTH Aachen in einem festlichen wie abwechslungsreichen Akt mit dem Ingenieurpreis ausgezeichnet. Zuvor hatte Sieß auf dem Graduiertenfest der Hochschule in der Aachener Soers zu den Absolventinnen und Absolventen der Exzellenzuniversität gesprochen und ihnen dort Mut gemacht, sich neuen Aufgaben zu stellen – auch wenn dies nicht immer einfach sei.

Denn auch das wurde bei der Verleihung des Aachener Ingenieurpreises 2025 deutlich: Es ist keine geradlinige Erfolgsgeschichte gewesen, die der Preisträger verkörpert. Im Gegenteil. In seinen Dankesworten erinnerte Sieß an Durststrecken und dankte seinen Mitstreitern und der Familie: „Das ist keine Einzel-, sondern eine Teamleistung“, sagt er. Ein bahnbrechender Ansatz braucht Menschen wie Thorsten Sieß, er braucht am Ende aber auch Menschen, die mit ihm an die Idee glauben und diese finanzieren. Die gab es in der Geschichte der Impella® Herzpumpe nicht immer und so appellierte der Preisträger wie auch zuvor schon Professor Lutz Eckstein, Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure, an die Bereitschaft in Deutschland, in innovative Ideen am Ende auch investieren zu wollen. „Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten an Ideen, die das Leben der Menschen angenehmer machen. Sie arbeiten zum Wohl der Menschen. Die Impella® Herzpumpe rettet täglich Leben“, betonte Eckstein in seinem Grußwort. Der vdi unterstützt den Aachener Ingenieurpreis seit 2014 und verantwortet die Skulptur der Kreuzenden Ellipsen, die der Preisträger erhält.

Der lebende Beweis saß in Reihe 1.: Claire Houben war die erste Patientin, der eine Impella® Herzpumpe eingesetzt wurde. Ein besonderer Gast der Preisverleihung. Und der Kreis schloss sich: Die Laudatio hielt ihr Operateur, Professor Bart Meyns, Medical Head of Cardiac Surgery des UZ Leuven, ein Mann, der immer an die Idee der kleinen Herzpumpe geglaubt hatte. „Es ist eine außergewöhnliche Erfahrung, ein neues medizinisches Gerät von seiner ersten Konzeption und Entwicklung bis zu seinem tatsächlichen Einsatz in der medizinischen Praxis zu begleiten. Und wir hatten das Privileg, diese Reise zu machen. In einer solchen Geschichte gibt es zahlreiche Höhen und Tiefen. Große Emotionen und zitternde Knie beim ersten Patienten in Leuven“, erzählte dieser. Was für eine spannende Geschichte!

„Wir wollen unseren Absolventinnen und Absolventen mit dem Ingenieurpreis zeigen, was man mit einer ingenieurwissenschaftlichen Karriere erreichen kann – mit Leidenschaft und Hartnäckigkeit“, erklärte der Rektor der RWTH, Professor Ulrich Rüdiger. Und wie beeindruckend die Leistung der Impella® Herzpumpe ist, veranschaulichte der Chemiker Eric Siemes, der mit wissenschaftlichen Experimenten das Thema Herzpumpe greifbar machte. Musikalisch begleitet wurde der Abend von Maxim Burtsev.

Über den Ingenieurpreis

Der Aachener Ingenieurpreis ist eine gemeinschaftliche Auszeichnung der RWTH und der Stadt Aachen – mit freundlicher Unterstützung des Vereins Deutscher Ingenieure VDI als Preisstifter. Jährlich wird eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die mit ihrem Schaffen einen maßgeblichen Beitrag zur positiven Wahrnehmung oder Weiterentwicklung des Ingenieurwesens beziehungsweise der Wissenschaften geleistet hat. Die Auszeichnung wird bereits zum elften Mal verliehen. Erster Preisträger war Professor Berthold Leibinger (gestorben 2018), Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG. Es folgten Professor Franz Pischinger, Gründer der Aachener FEV Motorentechnik GmbH, der Astronaut Thomas Reiter, der langjährige Direktor am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen, Professor Manfred Weck (gestorben 2024), Professorin Emmanuelle Charpentier als Mikrobiologin und Miterfinderin der Gen-Schere CRISPR-Cas9 und mittlerweile Nobelpreisträgerin, der Unternehmer Hans Peter Stihl, der Technologie-Pionier Sebastian Thrun, die Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, die damalige BASF-CTO Dr. Melanie Maas-Brunner und im vergangenen Jahr Airbus-CTO Dr. Sabine Klauke.